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Keine alltägliche Übung

Die Evakuierung der Bewohner des Franz-Wolters-Hauses verlief reibungslos. Feuerwehr, DRK und DLRG sowie die Mitarbeiter des Franz-Wolters-Hauses arbeiteten Hand in Hand. (Foto: Jens Keblat)
Die Mannschaften von Feuerwehr, DRK und DLRG auf dem Platz vor dem Feuerwehrgerätehaus zu Beginn der Übung. (Foto: Jens Keblat)

Dichter Rauch dringt aus der Küche im Dachgeschoss des Franz-Wolters-Hauses in der Marienstraße. Doch niemand befindet sich in der Küche und bemerkt diesen Umstand. Hinterher stellt sich heraus: Ein Feuer hat in der Küche seinen Lauf genommen und binnen kürzester Zeit das gesamte Dachgeschoss in voller Ausdehnung brennen lassen. So geschehen am Samstagnachmittag - im Rahmen der großen Gesamtübung von Feuerwehr, Deutschem Roten Kreuz (DRK) und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG).

Insgesamt 24 Bewohner sind im Franz-Wolters-Haus untergebracht. Sie alle leben dort mit ihrer Behinderung, sind rund um die Uhr auf Pfleger und Betreuer angewiesen. Ein halbes Dutzend solcher Betreuer waren es am Samstagnachmittag, die im Rahmen ihres Dienstes an der Übung teilnahmen. Ihre Aufgabe: Schon während der Notruf abgesetzt wird, mit der Evakuierung des Hauses beginnen!

Vollalarm für Wehr und Hilfsdienste

Denn alle Bewohner müssen das Haus verlassen, am besten noch bevor die Feuerwehr eintrifft. "Heute haben wir eine Viertelstunde bis zur Einsatzstelle gebraucht, im Einsatzfall wären es gerade einmal vier Minuten, bis die ersten Kräfte hier wären", erläuterte Rolf Bücker, stellvertretender Wehrleiter. Er und rund 44 seiner Kameradinnen und Kameraden rückten am Samstagnachmittag per Vollalarm aus.

Bewohner, die durch das Hauspersonal selber noch nicht evakuiert werden konnten, wurden von der Feuerwehr aus dem Haus gebracht. Anschließend ging es für sie zur Betreuung in den benachbarten Kindergarten. Das DRK übernahm dort gemeinsam mit dem DLRG die erste Versorgung der Bewohner.


Der komplette Dachstuhl steht zu diesem Zeitpunkt bereits voll in Brand, so das Übungsszenario. Tatsächlich aber gaben sich die Wehrleute damit zufrieden, den schwierigen Innenangriff im Gebäude darzustellen und die Grünanlagen um das Gebäude herum zu bewässern. Es gehe schließlich ums Prinzip und das haben an diesem Tag alle verstanden.

Bewohnern den Ernstfall vermitteln

"Die Bewohner können solche Abläufe nicht theoretisch erfassen, wenn sie es aber praktisch einmal gemacht haben, werden sie sich daran sehr schnell erinnern können", sagte der DRK-Arzt Dr. Udo Sprengel später bei der Manöverkritik vor Ort. "Das bleibt gut hängen."

Deshalb war es auch besonders wichtig, den behinderten Bewohnern den Ernst der Situation zu vermitteln, denn einige von ihnen hätten sich sicherlich am liebsten die vielen Einsatzfahrzeuge aus der Nähe angesehen, anstelle im Kindergarten auf das Ende der Übung zu warten. Doch daran war nicht zu denken - gut so, meinen Sprengel und Heimleiter Maik Engbers. Nur so werde es auch im Ernstfall funktionieren, alle Bewohner aus dem Gefahrenbereich zu bringen.

Übung lange gewünscht

Für Heimleiter Engbers ging damit ein langer Wunsch in Erfüllung. Denn auch wenn die Einrichtung zweimal jährlich einen solchen Feueralarm intern probt - mit den Einsatzkräften zusammenzuarbeiten, sei schließlich etwas ganz anderes. Und auch Rolf Bücker von der Feuerwehr zeigte sich am Samstagnachmittag erfreut darüber, diese Übung gemacht zu haben: "Gerade auch wegen der nicht unkomplizierten Architektur des Gebäudes war es wichtig, hier zu üben."

Bücker und die Vertreter der Hilfsorganisationen zeigten sich vor Ort sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Übung. "Das ist nicht alltäglich und es war unheimlich spannend und packend, mit echten Patienten statt Mimen zu arbeiten", erzählte DRK-Rotkreuzleiter Michael Reinke.

Berichte und Fotos unter:

Zeitungsartikel MZ

Fotostrecke MZ

Jens Keblat, Münstersche Zeitung