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Gemeinsame Großübung - Ein realistisches Unfall-Szenario

Düsteres Szenario im Industriegebiet Süd: Während die Feuerwehr noch Passagiere aus den Autos schneidet, versorgen die Sanitäter die verletzten Fußgänger. Material der Rettungskräfte liegt auf der Straße. Foto: Stefan Kösters

Ein schwerer Unfall ereignete sich am Samstagnachmittag im Industriegebiet Süd. Gottlob war es nur eine Probe für den Ernstfall. DRK-Rettungshelfer Manuel Rabbers hatte ein düsteres Szenario für die jährliche gemeinsame Großübung der Neuenkirchener Feuerwehr, Deutsches Rotes Kreuz (DRK) und Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) ausgearbeitet und vorbereitet.

Von Stefan Kösters

Ein Pkw-Fahrer auf der Straße „Am Wambach“ kam vom Burgsteinfurter Damm und übersah ein Auto, das ihm aus einem Feldweg die Vorfahrt nahm. Bei dem Zusammenstoß konnte er einem dritten Auto, das von rechts aus der Ulmenstraße kam, nicht mehr ausweichen. Die sofort herbeigerufene Feuerwehr, das DRK-Rettungsteam des Roten Kreuzes und die DLRG fanden drei zerstörte Fahrzeuge mit acht Verletzten vor – sechs eingeklemmt in den Autos und zwei Fußgängern, die gerade die Straße überqueren wollten. Nach dem Notruf aus der Leitzentrale fährt der Einsatzwagen als erstes los. Auf der Fahrt wird der Rechner hochgefahren, auf dem Bildschirm erscheint ein Luftbild des Unfallortes, die Lage der Hydranten, die geeigneten Zufahrtswege. „Hier laufen alle Meldungen von Feuerwehr und Rettungsdiensten zusammen, von hier werden alle Kräfte koordiniert“, erklärt Josef Volkert, Leiter der Neuenkirchener Feuerwehr. Die Einsatzleitung hatten am Samstag Jörg Lünnemann und Franz Bernd Evers.

„Diesmal geht es nicht um das Löschen eines Brandes, sondern um das Retten von Unfallverletzten“, ergänzt Volkert. „Ein Schwerpunkt ist das Bergen aus einem Pkw mit schwerem hydraulischen Gerät. Da muss jeder Handgriff sitzen, immer in Abstimmung mit dem Notarzt und dem Sanitätsdienst nach entsprechender Diagnose.“ Die Verletzten wurden vor dem Freischneiden mit Schutzhelmen und Decken versehen. Da eventuelle Wirbelsäulenverletzungen noch nicht bekannt waren, wurde ein Verletzter nach dem Herausschneiden der kompletten linken Wagenseite mit einer speziellen rückenschonenden Trage geborgen. Die zum Teil schwer Verletzten wurden vor dem Transport in ein Krankenhaus zunächst in einem Zelt behandelt, das DRK und DLRG aufgebaut hatten. „Gerade die jungen neuen Kameraden sollen nach vieler Theorie auch einmal die Praxis lernen“, fügt Volker hinzu. Der Unfallort war absolut realistisch präpariert. Unfall-Maskenbildnerin Nancy Hochholdinger hatte die Verletzten wirklichkeitsnah geschminkt. Die Fahrzeuge wurden von einem Schrotthändler gestellt.

„Die Türen und die B-Säule der Autos wurden schnell und professionell entfernt, die Menschen dem Rettungsdienst übergeben“, zog Josef Volkert am Abend im Gerätehaus eine positive Bilanz. „Die Kooperation hat reibungslos geklappt“, bestätigten Veronika Hilbers vom DRK und Frank Karsch von der DLRG. „Außer die mit dem Wettergott.“ In der Tat: Gerade bei der Bergung der Verletzten gab es einen Wolkenbruch. Auch das gehöre dazu, beteuerte Volkert. „Aber alle Beteiligten haben schnell und richtig reagiert, um die Verletzten mit Planen gegen Unterkühlung zu schützen“. Wenn im Ernstfall der Hubschrauber oder Rettungswagen den letzten Verletzten in ein Krankenhaus transportiert hätte, war für Feuerwehr, DRK und DLRG vor Ort der Einsatz beendet.

Stefan Kösters, Münsterländische Volkszeitung

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